Einen Rockgrundschnitt zu konstruieren ist eigentlich gar nicht schwer.
Da wir immer auf einer Körperhälfte arbeiten, gehen wir von einem Rechteck aus, das in der Breite dem halben Hüftumfang entspricht zuzüglich einer kleinen Zugabe für die Bewegung, denn die Symmetrie des Körpers erlaubt uns, die Konstruktion später einfach zu spiegeln. In der Länge benötigt ihr die gewünschte Rocklänge (beispielsweise 60cm) plus einer kleinen Zugabe für die Taillenabformung.
Im Taillenbereich werden dann nach einem bestimmten Verteilungsprinzip, welches ich euch in der Konstruktionsanleitung für den Rockgrundschnitt genau erklären werde, Mehrweiten herausgenommen, um den Rock hier an den Körper anzuformen.
Ich finde die Konstruktion von Bekleidung viel einfacher zu verstehen, wenn man diese mal praktisch an der Puppe ausprobiert und einen Rock z.B. einfach abformt. Ich möchte euch heute erklären, wie man so eine Abformung vornimmt:
Ihr braucht dazu eine Schneiderpuppe, z.B. in Größe 36 oder 38. Vielleicht hat jemand auch eine Puppe, die man auf die eigenen Maße einstellen kann. Dann braucht ihr noch ein Stück gewebten (nicht gestrickten oder gewirkten) Stoff, am besten Nessel oder ein anderer einfarbiger Baumwollstoff, des weiteren Stecknadeln und einen Stift, mit dem ihr auf dem Stoff zeichnen könnt sowie eine Stoffschere.
Eure Puppe solltet ihr entsprechend vorbereiten, indem ihr die Taillenlinie und die Hüftlinie (20-22cm unter der Taillenlinie) markiert sowie die vordere und hintere Mitte (dort gibt es meistens eine Naht an der Puppe).
Ihr habt schon gelesen, dass wir bei der Konstruktion ein Rechteck benötigen. Schneidet euch also ein rechteckiges Stück Stoff zu: in der Breite das Maß des halben Hüftumfangs eurer Puppe. Meine Puppe in Größe 38 hat 97cm Hüftumfang. Die Hälfte sind 48,5cm. 1cm kommt für Bewegung dazu. In der Länge wähle ich 60cm plus 2cm für die Taillenabformung. Mein Rechteck ist also 49,5cm breit und 62cm lang.
Längs auf der Hälfte, also bei mir wäre das bei 24,75cm, zeichnet ihr euch eine senkrechte Linie auf den Stoff. Dieser markiert die Seitennaht.
Nun legt ihr den Stoff an der Puppe genau an der vorderen Mitte und 2cm über der Taille an. Das gleiche macht ihr an der hinteren Mitte.
Jetzt beginnt der geschickte Teil der Übung. Der Stoff, der in der Taille nun absteht – die Mehrweite oder auch der Ausfallbetrag (dafür werden gern verschiedene Begriffe verwendet) – müssen mit Stecknadeln abgesteckt werden. Hierfür braucht es ein bisschen Fingerspitzengefühl! Das ist etwas, das ich euch gleich mit auf den Weg geben möchte: BEOBACHTET IMMER, WAS DER STOFF TUN MÖCHTE! Das ist auch später in Anproben wichtig! Zieht ihn nicht wie verrückt, nur damit überschüssige Weite verschwindet. Das bringt im schlimmsten Fall hässliche Falten, die ihr auch nicht braucht.
Streicht den Stoff behutsam mit den Händen an die Puppe und schaut, wo sich die überschüssige Weite am besten wegstecken lässt. Es sollte euch gelingen, einen großen Teil an der Seitennaht abzustecken, der in der Linie ausläuft, die wir als Seitennaht markiert hatten. Da unser Körper nicht eckig, sondern mit schönen abgerundeten Übergängen geformt ist, entsteht hier ein im Bogen geformter Abnäher. Den nennen wir in der Konstruktion den Hüftbogen. Im vorderen Bereich haben wir an unserem Körper unterhalb der Taille noch den Beckenknochen etwas seitlich neben dem Bauch. Diese Form findet ihr auch an der Puppe und auch hier ergibt sich ein kleiner Abnäher. Im hinteren Taillenbereich werdet ihr noch etwas Mehrweite haben, mehr auch als im vorderen Teil, die durch die Ausprägung des Gesäßes entsteht. Auch hier ergibt sich ein Abnäher, der also etwas größer als der im Vorderteil ist, kleiner jedoch als die Herausnahme an der Seitennaht.
Nehmt nun den Stift her und zeichnet alles nach (so wie im Bild oben zu sehen):
- alle Abnäher entlang der Stecknadeln
- den Verlauf der Taillenlinie
- die Hüftlinie
Fertig? Dann könnt ihr jetzt alle Stecknadeln herausnehmen und den Stoff von der Puppe abnehmen. Legt euch das Rechteck flach auf den Tisch und siehe da:
Tadaaa! – der Rockgrundschnitt!
Jetzt seid ihr dran! Lasst mich wissen, wie ihr mit dieser Anleitung klar gekommen seid. Seid ihr mit euerm Ergebnis zufrieden? Habt ihr Fragen zur Abformung? Schreibt einen Kommentar und ich werde mich bemühen, euch in den nächsten 24 Stunden zu antworten.
Herzlichst
Eure Evelyn
Ergula C.D. Volkart says
Vielen Dank; sehr gut erklärt.
Ich hätte noch eine Frage. Gibt man noch etwas zu für “Bewegungsweite” nach dem Abformen an der Schneiderpuppe?
Besten Dank und Gruss
Regula Volkart
evelyn says
Ja, die Bewegung gebe ich schon vorher in das Rechteck zum Abformen. Weiter oben habe ich es erklärt: halber Hüftumfang plus 1cm für Bewegung. Wenn dir 1cm (macht 2cm auf den gesamten Hüftumfang) zu wenig erscheint, dann gib ruhig 1,5 bis 2cm dazu. Je nach Stoffdicke deines gewünschten Stoffes benötigt man manchmal mehr. Manche mögen es, wenn der Rock eher knackig sitzt, andere haben es lieber etwas bequemer. Auch dann kann man etwas mehr Zugabe reingeben. Wenn der Rock beim Laufen ständig von der Hüfte nach oben rutscht, dann hat man ihn zu eng gemacht.
Herzliche Grüße
Evelyn