In diesem Artikel soll es darum gehen, wie man richtig Maß nimmt und welche Maße man braucht zum Konstruieren von Schnitten. Ihr kennt das sicherlich, wenn ihr was zum Anziehen bestellt habt im Internet oder im Katalog, dann müsst ihr angeben, welche Größe ihr habt, damit das Kleidungsstück euch dann auch passt, welches ihr bestellt habt. Dazu findet ihr normalerweise eine vereinfachte Größentabelle mit den Umfangsmaßen Brustumfang, Taillenumfang und Hüftumfang. Die sind die Basis für jede Größenbestimmung.
Größensysteme
Im Laufe der Industrialisierung und Konfektionierung sind Größensysteme entstanden, die auf der Basis von Erfahrungen der verschiedenen Bekleidungshersteller und Reihenmessungen immer wieder aktualisiert und verfeinert wurden, um die Schnitte so passformgerecht wie möglich gestalten zu können. Natürlich ist jeder Mensch körperlich sehr individuell gebaut. Ihr könnt euch also denken, dass ein Kleid in Größe 42 z.B. an 1000 verschiedenen Frauen mit Körpergröße 42 unterschiedlich passt. Dennoch ist diese Standardisierung von Größen ein großer Vorteil für die industrialisierte Bekleidungsherstellung.
In der Bekleidungsindustrie in Deutschland und Europa ist es üblich, das zwischen zwei Größen 4cm Unterschied im Umfang liegen. So setzt man bei Größe 36 z.B. einen Brustumfang von 84 cm an, bei der nächsten Größe 38 dann 88 cm. Diese Differenzen bezeichnet man als Sprungwerte. Ebenso sind die Unterschiede in der Taille und in der Hüfte. Für die Konstruktion von Schnitten braucht man noch mehr Körpermaße, das könnt ihr euch sicher vorstellen, z.B. sogenannte Längenmaße wie Rückenlänge, Hüfttiefe, Armlänge etc.
Maßtabelle
Eine Reihe von Körpermaßen habe ich euch in einer Tabelle in meinem E-Booklet zusammengefasst, welches ihr euch kostenlos herunterladen könnt, sobald ihr euch für meinen Newsletter angemeldet habt.
Internationale Größen
Hier könnt ihr auch sehen, dass in verschiedenen europäischen Ländern verschiedene Größenbezeichnungen verwendet werden. Die Sprungwerte zwischen den Größen sind jedoch gleich. Die einzige Ausnahme bilden die alphanumerischen oder internationalen Größen mit den Bezeichnungen S, M, L, XL usw. Hier wird immer eine numerische Größe übersprungen, d.h. zwischen zwei Größen liegen 8 cm Unterschied. Eine Größe S entspricht dann z.B. einer Größe 36/38. Die Sprungwerte sind für euch in der Konstruktion zunächst nicht wichtig. Ihr müsst euch nur überlegen, in welcher Größe ihr euren Schnitt konstruieren möchtet. Für die Entwicklung einer Kollektion bietet es sich an, Größe 36 oder Größe 38 zu wählen.
Individuelle Maße
Ihr könnt aber auch nach individuellen Maßen arbeiten. Hierzu müsst ihr der Person, für die der Schnitt gemacht werden soll, Körpermaße abnehmen. Wie das geht, zeige ich euch in ebenfalls in meinem E-Booklet. Hier ist es zum Beispiel wichtig, dass man den Brustumfang wirklich horizontal auf einer Ebene misst und nicht schräg, da das Maß für die Konstruktion sonst verfälscht ist und das Oberteil zu eng wird. Ebenso ist es hilfreich, außer einem Maßband *) für die Messung der Körperhöhe, der inneren Beinlänge oder des Armlochdurchmessers einen großen Winkel *) zur Verfügung zu haben. Das könnt ihr in den Abbildungen gut erkennen. Beim Messen von Längen am Oberkörper sind Taillenmaßbänder besonders praktisch, da man sie mit einem Haken fixieren kann, so dass sie nicht mehr runterrutschen.
Und nun ran ans Maßnehmen! Probiert es am besten aus zu zweit oder zu dritt. In der Maßtabelle, die ihr herunterladen könnt, gibt es eine Spalte, in die ihr eure individuellen Maße eintragen könnt. Ich wünsche euch viel Spaß!
Eines noch am Schluss: Eure Meinung interessiert mich! Lasst mich wissen, wie ihr mit der Tabelle und den Messanleitungen klargekommen seid! Ich freue mich über euern Kommentar.
Eure Evelyn
*) Affiliate-Links.
Susanne says
Hier Susanne. Sehr schön erklärt und gezeigt. So schafft man es nachzunähen.
evelyn says
Danke, liebe Susanne
Susanne says
Dankeschön
Cornelia says
Hallo Evelyn!
Das Video zum Maßnehmen ist für mich sehr hilfreich. Nun muss ich nur noch jemanden finden der mich vermessen möchte.
Eine Frage habe ich da noch. Nehme ich bei den Herren der Schöpfung genauso die Körpermaße oder gibt es dabei noch andere Dinge zu beachten?
evelyn says
Hallo Cornelia,
ja, im wesentlichen ist es genauso bei den Herren. Nur die Vorderlänge und Brusttiefe werden nicht gebraucht 😉
Viel Erfolg beim Maßnehmen lassen.
Ina says
Liebe Evelyn,
vielen Dank für dein sympathisches Video fürs Maßnehmen!
Alles leuchtet mir ein, ist wirklich sehr gut erklärt.
Nur eine Frage habe ich. Beim Brustumfang liegt das Maßband von der Seite gesehen nicht waagerecht sondern schräg. Am Rücken tiefer und zur Brust hin höher. Ist das ok, oder muss das Maßband vorne und hinten gleich hoch sitzen?
Oder soll ich das einfach ´mal locker sehen.
evelyn says
Liebe Ina,
da hast du genau richtig beobachtet. Das Maßband hatte ich ursprünglich horizontal befestigt und es ist während des Drehs etwas abgerutscht. Da es aber schon mit den Büroklammern fixiert war, hat sich das Maß nicht mehr geändert. Aber korrekt natürlich: von der Seite gesehen sollte das Maßband waagerecht sein.
Herzliche Grüße
Evelyn
Katrin Kirst says
Liebe Evelyn, ich habe eine grundsätzliche Verständnisfrage: Die Rückenhöhe ergibt sich aus dem Brustumfang. Entweder gemessen (dann ist in der Formel der BU enthalten, oder gemessen (“ungefähr” von der Linie des BU). Ich trage aber fast nie einen BH und will meinen Westenschnitt relativ köprernah erstellen. Mein Problem: ich verstehe nicht, inwieweit die Rückenhöhe dann korrekt abgebildet ist, da ja meine weiteste Stelle (BU) ca. 4 cm tiefer liegt als z.b. mit einem Puch-up BH. Oder ist das alles irgendwie schon in der Schnittkonstruktion enthalten? Ich hoffe, ich hab mich verständlich ausgedrückt.
Liebe Grüße. Katrin
evelyn says
Liebe Katrin,
die Rückenhöhe hat mit dem Brustumfang nichts zu tun. Sie wird weiter oben gemessen vom 7. Halswirbel auf die Verbindungslinie zwischen den Achseln und ist maßgeblich für die Lage des Armlochs. Ich erkläre das ab Minute 11:45, schau noch mal nach. Vielleicht wird es dann klar. Der Brustpunkt, also die höchste Stelle der Brust, wird später von der vorderen Halslochspitze mithilfe der Brusttiefe abgetragen und liegt unterhalb der Rückenhöhe.
Viel Erfolg mit der Weste!
Evelyn
Katrin Kirst says
Sorry, ich meinte zuerst anstatt gemessen –> gerechnet…